Von der Idee zur Bühne – wie mein zweites Standbein laufen lernte
Anders als bei Sachbüchern, wo ich am Rand meiner Texte existiere, lebe ich beim Schreiben von Krimis und Liebesromanen zwischen den Zeilen der Geschichten. Die Figuren sind dabei stets an meiner Seite, umschwirren mich wie ein Haufen unsichtbarer Geister, die mich nachts wachhalten und tagsüber antreiben. Eines Tages habe ich beschlossen, meine ständigen Begleiter nicht nur zwischen den Buchdeckeln zum Leben zu erwecken, sondern sie auch auf die Bühne zu stellen und meine Liebe zur Sprache mit meiner Freude am Schauspiel zu verknüpfen.
Ich hatte die Idee einer geheimnisvollen Story mit historischen Persönlichkeiten, erzählt nach wahren Begebenheiten, kombiniert mit einem erfundenen Verbrechen, dargestellt in drei kurzen, knackigen Akten, in einem Stück mit mysteriösen Elementen, bei dem die Zuseher interaktiv eingebunden und zu Detektiv*innen werden, in Verbindung mit einem köstlichen 3-Gang-Menü. Und so entstand in meinem Kopf das Mystery Dinner (www.mystery-dinner.at) – doch was als leidenschaftlicher Gedanke begann, wurde zu haufenweise Arbeit … und zur echten Herausforderung.
Denn mit einem Mal fand ich mich in der für mich ungewohnten Welt des Theaters wieder, musste Schauspieler*innen casten, nach einem Moderator suchen, der durch den Abend führte, und einen Regisseur oder eine Regisseurin finden, der bzw. die meine Darsteller in die richtige Richtung lenkt. Zudem galt es, Kostüme und Requisiten zu besorgen, mir über passende Kulissen zu kümmern, … ach ja, und ein Stück zu schreiben sollte ich auch noch – Neuland für mich als Autorin von Sachbüchern und Romanen.
Aber es funktionierte, nicht zuletzt mithilfe der tatkräftigen Unterstützung meiner Projektpartnerin, der PR-Beraterin und Autorin Sabine Wolfgang, mit der ich auch bereits drei Bücher geschrieben habe. Mittlerweile ist außerdem ein Team von talentierten Akteur*innen, unter der Leitung der engagierten Regisseurin und Schauspielerin Conny Boes, an meiner Seite, das dafür sorgt, dass jede einzelne Vorstellung ein Erfolg wird.
Nach den Erzählungen über den rätselhaften Tod von Kronprinz Rudolf in Mayerling, Giacomo Casanova an der Wiener Hofburg und das Geheimnis des mysteriösen Wiedergängers St. Germain stehe ich dieses Jahr vor einer neuen Herausforderung: Kommendes Jahr feiert der große Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart seinen 270. Geburtstag – Grund genug, dem Ausnahmetalent ein eigenes Stück zu widmen.
Daher schreibe ich derzeit an einem Schauspiel für mein Krimitheater, in dem der große Musiker eine Hauptrolle spielt – ob als Opfer, Mörder oder unbeteiligter Dritter, verrate ich noch nicht. Fest steht, die Geschichte muss dem Genius des Künstlers und zugleich dem Intellekt des Publikums gerecht werden, dabei ebenso unterhaltsam wie spannend sein. Ein wenig geistreicher Humor soll das Stück gelungen abrunden, denn ein gut inszenierter Mord darf schließlich auch feinsinnigen Charme besitzen.
Wie bei jeder neuen Inszenierung für mein Mystery Dinner wird auch dieses Mal zuerst einmal den mitwirkenden Figuren Leben eingehaucht, allen voran Mozart, seiner Gattin Constanze sowie zwei Personen im engeren Umfeld des Komponisten. Anschließend plane ich das Verbrechen und platziere die Rätsel – und da sind wir auch schon beim schwierigsten Teil meiner Arbeit: den Hinweisen auf den Täter! Sie müssen sorgsam im Text und der Handlung versteckt werden, dürfen nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer bemerkbar sein und müssen eindeutig den Mörder entlarven. Das ist logisches Denken und dramaturgisches Jonglieren zugleich – ein Spiel mit Erwartungen, Täuschungen und logischen Fallstricken, mit dem der detektivische Spürsinn des Publikums gefordert, aber nicht überfordert sein soll.
Ehe allerdings noch das erste Wort des Skripts geschrieben ist, heißt es für mich: recherchieren, recherchieren, recherchieren. Mozarts Leben ist gut dokumentiert, seine Musik allgegenwärtig, sein Mythos übermächtig. Aber für ein gelungenes Krimidinner genügt oberflächliches Wissen nicht, es braucht historische Details, die das interaktive Stück nicht nur spannenden, sondern interessant machen, es soll eine Stimmung im Zuschauerraum erzeugt werden, in der die prunkvolle Barockzeit zum Greifen nahe scheint. Wie hat Wien um 1780 ausgesehen? Wie hat die Residenzstadt geklungen? Welche Aromen wehten den Bewohnern der Großstadt damals um die Nase?
Ich werde wie immer versuchen, meinem eigenen Anspruch, ein perfektes Erlebnis für alle Sinne zu schaffen, gerecht zu werden. Es genügt nämlich nicht, gute Geschichten zu schreiben. Sie sollten im tiefsten Inneren spürbar werden. Und sie müssen getragen werden von einem Team, das Herz, Hirn und Humor einbringt. Ich habe das große Glück, mit solcher Art wunderbaren Menschen zusammenarbeiten zu dürfen – Menschen, die mitdenken, mitfühlen, mitfiebern.
Nach der Recherche folgen: der Erwerb passender Kostüme und Accessoires wie opulente Roben und Perücken, die Suche nach geeigneten Locations in Wien und Umgebung, die – nicht nur als Kulisse, sondern als „Mitspieler“ – Platz genug für mindestens 80 speisende Gäste bieten muss, welche die Aufführung besuchen. Dazwischen laufen die ersten Proben mit dem Ensemble an, es folgen die Ausarbeitungen der Details mit interessierten Gastgebern wie Hotels, Restaurants, Burgen und anderen Spielstätten. Zuletzt geht es an die Vermarktung in den sozialen Medien sowie mit PR und Pressearbeit sowie anderen Maßnahmen, um unser Produkt effizient zu bewerben.
Doch spätestens dann, wenn ich mein Werk auf der Bühne sehe, miterlebe, wie die Schauspieler*innen meine historischen Figuren aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen, und mich freue, dass die Zuschauer sich gut unterhalten und fieberhaft miträtseln, weiß ich, dass sich die Arbeit und Mühe gelohnt haben. Und das neue Stück, das ab Herbst die Bretter, die die Welt bedeuten, erobern soll, ist mein persönlicher Beitrag zum Mozartjahr 2026!
Fazit: Was als kleine Idee begann, ist längst mehr geworden als nur ein zweites Standbein. Es ist ein Teil meiner künstlerischen Identität, eine Bühne für Geschichten, die in den Gesichtern der Gäste weiterleben, wenn sie – mit Notizblock in der Hand – dem Täter auf die Spur kommen.
Und manchmal, nach einer Vorstellung, wenn der Applaus verklungen ist, das letzte Glas Wein geleert und das letzte Indiz notiert wurde, dann sitze ich still da, sehe den leeren Saal – und denke: Genau deshalb mache ich das. Denn Worte sind meine Heimat. Aber das Theater ist mein Abenteuer.