Verletzlich schreiben, mutig wachsen: Der Umgang mit Kritik
Wenn wir uns schreibend offenbaren, machen wir uns verletzlich. Denn jeder publizierte Text, ob eine kurze Geschichte oder ein ganzes Buch, ein Gedicht, ein Artikel oder ein Post für Social Media, ist nie nur ein Produkt, sondern immer auch ein Stück Seele. In den Zeilen stecken neben Wissen und Meinung meist auch Gefühle – und vor allem das Bedürfnis, seine Gedanken zu teilen. Und es erfordert stets ein bisschen Mut, wenn man Fremden gegenüber aus der Deckung kommt.
Hinterlässt nun ein Passant im Feed (Fans und Follower machen so etwas in der Regel ja nicht) unter einem liebevoll verfassten Post einen gehässigen Kommentar, oder rezensiert ein Leser das neue Werk mit bissigen Worten, fühlt es sich an, als würde uns ein spitzes Geschoss mitten ins Herz treffen – keines für Sportschützen, aber zumindest eines in der Größe eines Dartpfeils.
Wenn wir für andere schreiben, sind wir verletzlich, weil wir etwas schaffen, das uns wichtig ist.
Wie kannst du nun mit negativen Reaktionen umgehen? Es hilft, sich bewusst zu machen: Kritik meint deinen Text, nicht dich! Und sie spiegelt die Welt der Lesenden wider: ihre Erwartungen, ihre eigene Meinung, manchmal auch ihren Frust. Damit hast du persönlich nichts zu tun.
Du schreibst dein Werk für alle, die es später sehen werden – und hast keinen Einfluss mehr darauf, wer es wie beurteilt. Und deine Zeilen dürfen verstanden, geschätzt und bewundert, und dürfen ebenso missverstanden, kontrovers diskutiert und sogar abgelehnt werden. Deshalb solltest du negative Stimmen nicht größer machen, als sie sind. Sortiere sie wie Fundstücke: Was bringt dich weiter? Was zeigt dir Schwachstellen? Was ist schlicht Geschmackssache? Und was gehört zur Kategorie unfaire Aussage?
Der Moment, in dem wir auf Kritik stoßen, kann für uns Autorinnen und Autoren der Beginn von Wachstum sein; solange die Meinung wertschätzend und konstruktiv transportiert wird. Für unsachliche und bösartige Aussagen gilt: nicht an sich heranlassen und sofort abhaken. Oder, wenn man mag, souverän reagieren, mit Respekt, Ruhe und Würde – das zeigt Professionalität und schützt deine Energie. Hinterfragen, rechtfertigen oder diskutieren bringt dich nicht weiter, deine Aufgabe ist es nämlich nicht, alle zu überzeugen, sondern gut zu schreiben.
Mach dir bewusst, dass Kritik dich noch mutiger macht. Denn sie fördert deinen Antrieb, deine Leserinnen und Leser nicht nur zu informieren, sondern sie auch zu berühren, bewegen, inspirieren. Und genau das macht gute Autorinnen und Autoren aus!
Negative Beurteilungen deiner Werke trennen Eitelkeit von echter Leidenschaft – je gelassener du ihnen begegnest, ohne dem Verfasser ewig böse zu sein, desto mehr wächst sowohl deine innere als auch deine handwerkliche Stärke.
Es wird Tage geben, an denen eine schlechte Rezension dich aus der Bahn wirft. Und andere, an denen du darüber lächelst. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass du weitermachst: Post für Post, Seite für Seite. Buch für Buch. Kritik ist kein Feind, sondern ein Windstoß: manchmal kalt, manchmal heftig, aber immer ein Beweis dafür, dass du dich da draußen zeigst. Und genau das ist Schreiben: verletzlich sein und trotzdem mutig genug, die eigenen Geschichten mit der Welt zu teilen.